Beziehungs- und Rahjaspiel im Larp
Manchmal endet das Spiel eben nicht bei ausgespielter Freundschaft, sondern entwickelt sich weiter in eine ausgespielte Beziehung.
Rätsel: Wo auf dem Foto befindet sich das Paar? (Auflösung am Ende der Seite)
Eine solche Beziehung auf Con zu spielen ist spannend, spielfördernd und eröffnet ganz neue Blickwinkel und Interaktionsformen – ist aber fordernder als z.B. Kameradschaft oder Freundschaft und beinhaltet auch Fallstricke.
Dann stellen sich auf einmal knifflige Fragen, die man beim Spiel mit Freundschaft nicht hatte:
- „Was ist passend? Was kann ich sagen? Was nicht?"
- „Welche Form der Berührung ist in einer rein gespielten Beziehung passend?"
- „Wo verlaufen meine Grenzen? Was spiele ich gern? Was nicht?"
- „Wo verlaufen die Grenzen meines Gegenübers?"
- „Wo sind die Grenzen etwaiger OT-Partner und wie kann ich darauf Rücksicht nehmen?"
Die größte Herausforderung sind die Grenzen. Denn jene des Gegenübers sind oft unsichtbar, verlaufen bei jedem Menschen anders und hängen auch stark von der OT-Beziehung (wie gut kennt und vertraut man sich) zueinander ab. Denn nur weil man beobachtet, wie sich zwei Menschen zärtlich berühren, kann man davon noch nicht ableiten, dass dies für die eigene Interaktion mit der gleichen Person ebenfalls in Ordnung ist.
Zugleich sind auch die eigenen Grenzen oft nicht genau definiert, vor Allem weil man gelegentlich in körperlich nahe Spielsituationen hineinstolpert und sich dann im Moment des Geschehens erst Gedanken dazu macht wie weit man sich dabei wohlfühlt. Und selbst wenn eigene Grenzen und die des Mitspielers klar und offensichtlich sind, bleibt immer noch die Ungewissheit wie etwaige Lebenspartner dazu stehen.
Tipps, wie man einige dieser Fragen beantworten kann, gibt es dann weiter unten, gleich nach den Fallstricken.
Welche Risiken existieren beim intensiven emotionalen Spiel?
Diese lassen sich unter einem Punkt zusammenfassen: Die Auswirkungen des Spieles bleiben nicht im Spiel, sondern können sich ins echte Leben übertragen. Bleed-Phämomene (also eine Überlappung und gegenseitige Beeinflussung von Gefühlen im Spiel und im Out-Time) erreichen hier eine ganz andere Dimension.
Sich im Larp verlieben => Hat leider einen Haken
Im Larp erleben wir teils intensive Situationen miteinander und in solchen ist es einfach, sich kennen zu lernen und einander näher zu kommen. Es kommt nicht selten vor, dass über das Hobby Paare zusammenfinden. Es gibt dagegen gar nichts einzuwenden und wir freuen uns für alle tollen Partnerschaften, die so entstehen, jedoch gibt es dabei Folgendes zu bedenken:
Wir geben uns im Larp meist anders als wir in der Realität sind. Viele spielen Facetten von sich selbst, betonen ihre besten Seiten, treten z.B. besonders selbstbewusst, mutig und heldenhaft oder besonders verführerisch und risikofreudig auf (um nur zwei generische Rollenklischees zu nennen), auch wenn sie das im echten Leben nicht im gleichen Umfang sind. Wenn eine solche Fehleinschätzung dann später zum Bruch in einer Beziehung führt, ist das bitter. Und ja: das kommt wirklich vor.
Eine kurze Larp-Affäre => Die Real-Life Beziehung ist in Gefahr
Es kann schneller gehen als man denkt: Ein paar schlechte Anmachsprüche, wohlformulierte Komplimente und ein frech ausgesprochenes Angebot, plötzlich ist man mitten in einer Larp-Affäre. So etwas kann sich frisch, prickelnd und aufregend anfühlen. Doch ein kleines Abenteuer mit ein paar Stunden Spieldauer kann die Beziehung im echten Leben gefährden oder gar ruinieren, denn Gefühle enden nun einmal nicht mit dem „Time-Out". So von Rationalität gesteuert sind Menschen nun einmal nicht.
Der Schaden einer Affäre auf einem Larp für die OT-Beziehung dürfte offensichtlich sein, denn ob das „nur Spiel war" oder nicht dürfte für den Partner keine große Rolle spielen.
Heat of the Moment => Wenn der kühle Kopf versagt
Vorsätze und Grenzen kann und sollte man sich setzen (siehe Strategien: B3.2), aber Pläne überleben erfahrungsgemäß den ersten Kontakt mit der Realität nie gänzlich unbeschadet.
Wenn man sich auf intensive Spielinhalte einlässt, führt das nicht selten dazu, dass die eigenen Grenzen in Frage gestellt werden und man sich sicher sein muss, was man will und wie weit man gehen möchte. Die Annahme, in allen Situationen einen kühlen Kopf bewahren zu können, ist eine Illusion – vor allem bei dieser Spielthematik.
Ein Beispiel hierfür ist das absichtlich in der Formulierung etwas überzeichnete, rahjanische Angebot „Nichts muss, aber alles kann..." auf die IT gestellte Frage, wie weit man denn gehen möchte. Eine solche Antwort eröffnet ein recht weit gefasstes Spielfeld und führt unter Umständen in Versuchung, die eigenen enger gefassten Grenzen über Bord zu werfen oder zumindest zu sehen, wie weit es gehen kann.
Wenn man bemerkt, dass das Spiel in Richtung „Kontrollverlust" oder „Überschreitung der definierten Grenzen" geht, dann gilt es verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll zu handeln und die Situation rechtzeitig zu entschärfen.
„Entschärfung" bedeutet dabei keinen Szenenabbruch (harter Opt-Out) und muss noch nicht einmal eine Szenenunterbrechung durch einen OT-Kommentar sein.
Methode: Grenze andeuten / Abstand wiederherstellen
Eine leichte Körperdrehung, eine Hand auf die Schulter als ‚Abstandshalter', ein einzelner Schritt zurück reichen schon aus, um ein bisschen Abstand zu schaffen und damit ein Zeichen in Richtung „lass langsam machen" zu setzen. Das kann man natürlich auch verbal kommunizieren – wenn möglich durch IT-Konversation (Beispiel: „Also das scheint mir gerade ein bisschen unsittlich, lasst es uns doch etwas vorsichtiger ergründen."), wenn nötig auch sehr direkt durch OT-Ansagen (Beispiel: „Sorry, das geht mir jetzt ein bisschen zu weit.").
Wir raten: Lieber rechtzeitig verantwortungsbewusst einen Schritt zurücktreten (und das Spiel auf einem für beiden Seiten angenehmen Level genießen) als danach bereuen, einen Schritt zu weit gegangen zu sein!
Auflösung des Rätsels: Im Vordergrund unten links hält der Kerl mit dem Fuchs am Hut die Hand der Boroni mit den Schwingenärmeln.>
Weiter geht es im Unterabschnitt "Risiken vermeiden".